Aktuelle Gerichtsurteile: Familienrecht
Mit diesem Newsfeed informieren wir Sie über Wissenswertes aus dem Bereich der deutschen Rechtsprechung.
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Gewalt und Todesdrohungen des Vaters rechtfertigen alleiniges Sorgerecht der Mutter (04.10.2024)
Vom Vater gegen die Mutter der gemeinsamen Kinder verübte häusliche Gewalt, Nachstellungen und Bedrohungen können im Einzelfall die Ãbertragung des Sorgerechts allein auf die Mutter rechtfertigen. Von einem Kind miterlebte Gewalt gegen seine Mutter ist eine spezielle Form der Kindesmisshandlung. Das Oberlandesgericht Frankfurt am Main (OLG) hat die Beschwerde des Vaters gegen die Ãbertragung des Sorgerechts auf die Mutter zurückgewiesen.
(OLG Frankfurt am Main, Beschluss vom 10.09.2024 - 6 UF 144/24) -
Kein "auf Dauer angelegter gemeinsamer Haushalt" bei bereits beendeter Lebensgemeinschaft und Zuwendung an neuen Partner (02.10.2024)
Die Zuweisung einer Wohnung nach § 2 Abs. 1 GewSchG setzt unter anderem das Vorliegen eines auf Dauer angelegten gemeinsamen Haushalts zum Zeitpunkt der Tat voraus. Dies ist dann nicht gegeben, wenn zum Zeitpunkt der Tat die Lebensgemeinschaft bereits beendet war und sich einer der Beteiligten einem neuen Partner zugewandt hat. Dies hat das Oberlandesgericht Frankfurt a.M. entschieden.
(OLG Frankfurt am Main, Beschluss vom 23.07.2024 - 6 UF 105/24) -
Kein âWechselmodellâ für einen gemeinsam angeschafften Hund nach dem Ende der Lebensgemeinschaft (30.08.2024)
Anders als bei Kindern kann die Betreuung eines gemeinsam angeschafften Hundes in einem âWechselmodellâ nach dem Ende einer Lebenspartnerschaft nicht vor Gericht durchgesetzt werden. Das Landgericht Potsdam hat es abgelehnt, die gemeinsame Betreuung einer während einer Lebensgemeinschaft erworbenen Mischlingshündin nach dem Ende der Lebensgemeinschaft in einem âWechselmodellâ anzuordnen. Es hat stattdessen das Alleineigentum...
(LG Potsdam, Urteil vom 10.07.2024 - 7 S 68/23) -
Vormund konnte während Corona-Pandemie auch telefonisch wirksam bestellt werden (21.08.2024)
Bis Ende 2022 sollte die Bestallung eines Vormundes mittels Handschlags bei persönlicher Anwesenheit des Vormundes erfolgen (§ 1789 S. 2 BGB). Das Oberlandesgericht Frankfurt am Main (OLG) hat beschlossen, dass eine Bestellung auch ohne Handschlag und Anwesenheit telefonisch wirksam sein kann, wenn sie im Ãbrigen ordnungsgemäà erfolgte und nachvollziehbare Gründe im Hinblick auf die Pandemielage für ein Abweichen vom gesetzlichen Regelfall vorlagen.
(OLG Frankfurt am Main, Beschluss vom 27.06.2024 - 7 WF 74/23) -
Frühere Geschlechtsänderung hindert die Eintragung als Vater für ein während der Ehe geborenes Kind nicht (17.07.2024)
Das Schleswig-Holsteinische Oberlandesgericht hat es in einem Beschwerdeverfahren als zulässig angesehen, wenn das Standesamt für ein während der Ehe geborenes Kind den Ehemann der Mutter als Vater des Kindes einträgt, auch wenn dieser zuvor sein Geschlecht von weiblich in männlich geändert hat und daher eine biologische Abstammung nicht vorliegt.
(Schleswig-Holsteinisches Oberlandesgericht, Beschluss vom 04.07.2024 - 2 Wx 11/24) -
Schonvermögen des Unterhaltsempfängers beim Abzug von Unterhaltsleistungen als auÃergewöhnliche Belastungen (27.06.2024)
Der Bundesfinanzhof (BFH) hat für das Streitjahr 2019 entschieden, dass Unterhaltsleistungen nur dann als auÃergewöhnliche Belastungen von der Einkommensteuer abgezogen werden können, wenn das Vermögen des Unterhaltsempfängers 15.500 ⬠(sogenanntes Schonvermögen) nicht übersteigt. Zudem hat er klargestellt, dass die monatlichen Unterhaltsleistungen nicht in die Vermögensberechnung einzubeziehen sind.
(BFH, Urteil vom 29.02.2024 - VI R 21/21) -
Zuweisung eines Familienhundes nach Trennung richtet sich nach Tierwohl (18.06.2024)
Die Zuweisung eines Familienhundes nach der Trennung entsprechend von § 1361a BGB richtet sich nach dem Tierwohl. Dabei ist vor allem maÃgeblich, wer Hauptbezugsperson des Tieres ist, wer sich am besten um das Tier kümmern kann und wer für ein artgerechteres Umfeld sorgen kann. Die Zuweisungsentscheidung stellt keine Sanktionierung eines Fehlerverhaltens dar. Dies hat das Amtsgericht Marburg entschieden.
(AG Marburg, Urteil vom 03.11.2023 - 74 F 809/23 WH)